STOP PROJECT INSANITY
Digitale Illustration Grimasie
Jeden Tag überrollt uns eine Welle neuer Nachrichten. Schlagzeilen, Krisen, politische Wendepunkte. Ich informiere mich, filtere und Hinterfrage : Was ist wahr? Was ist manipuliert? Was ist bewusst verzerrt? Wo findet vielleicht auch nur eine einseitige Berichtserstattung statt? Der Versuch, sich ein klares Bild zu verschaffen, gleicht einem intellektuellen Dauerkampf.
Wir stehen an einer gesellschaftlichen Frontlinie. Der Rechtsruck ist längst keine Randerscheinung mehr, sondern sickert in den Mainstream, verschiebt den Diskurs, macht Ungeheuerliches sagbar. Man stemmt sich dagegen, argumentiert, entlarvt Fake News widerlegt populistische Vereinfachungen- und prallt doch immer wieder auf eine Mauer aus Ideologie, Angst und Abwehr. Die Fronten sind verhärtet, der Dialog scheint unmöglich.
Besonders in den sozialen Medien (Spoiler: so sozial sind sie gar nicht) wird diese Erschöpfung spürbar. Sind soziale Medien die größte Waffe der Neuzeit? Haben sie den Rechtsruck beschleunigt, indem sie radikale Meinungen verstärkt und in Echokammern eingeschlossen haben? Haben sie dazu beigetragen, dass wir nicht mehr über eine einzige Realität sprechen, sondern über viele parallele Wahrheiten, die sich gegenseitig ausschließen? Wiegt das Gute all das Schlechte auf? Sie haben Bewegungen mobilisiert, unterdrückten Stimmen verschafft und Zugang zu Wissen demokratisiert.
Nie zuvor war es so einfach, sich seine eigene Realität zu erschaffen- oder erschaffen zu lassen. der Algorithmus kennt unsere Vorlieben, unsere Ängste, unsere Unsicherheiten und füttert uns mit genau den Inhalten, die unsere bestehende Weltsicht bestätigen. Wer einmal in eine bestimmte Richtung driftet, wird nicht zurückgeführt, sondern tiefer hineingezogen. So entstehen abgeschottete Informationsräume, in denen sich Meinungen verhärten, Verschwörungen gedeihen und Hass verstärkt wird.
Den Rechtsruck, den wir heute erleben, ist nicht allein durch soziale Medien entstanden, aber sie haben ihn in der Neuzeit wieder Aufblühen lassen und ihm den besten Nährboden dafür geliefert. Sie haben es Populisten erleichtert, ihre Botschaften direkt und ungefiltert zu verbreiten. Sie haben Fake News zu einer mächtigen Waffe gemacht. Sie haben uns gespalten, indem sie uns digitale Parallelwelten geschickt haben, in denen jede Gruppe ihre eigene Wahrheit auf den unterschiedlichsten Plattformen hat.
Doch was bedeutet das für unsere Gesellschaft? Sind wir so zerstreut, dass wir uns nicht mehr zusammenfinden können? Sind wir bereits an einem Punkt, an dem es keine gemeinsame Realität mehr gibt?
Soziale Medien sind weder per se gut noch böse. Sie sind ein Spiegel unserer Gesellschaft. Solange wir sie unkritisch konsumieren, werden sie uns weiter entzweien. Es braucht eine neue Form der digitalen Verantwortung- von Plattformen, von Medien, aber vor allem von uns selbst.Denn wenn soziale Medien die größte Waffe der Neuzeit sind, dann liegt es an uns , sie nicht gegen uns selbst zu richten.
Die nächsten vier Jahre werden richtungsweisend.Ich hoffe, sie werden Jahre des Fortschritts, nicht des Rückschritts. Jahre der Verständigung, nicht der Spaltung. Jahre, in denen wir als Gesellschaft wieder zusammenfinden, statt uns weiter auseinanderzuleben.